Mit vollem Herzen dabei
"Ich helfe gerne und bin mit ganzem Herzen dabei", sagt Suphap Suriyaphan-Krecker. Die 46-Jährige aus Merzenich ist als sogenannte Einzelhelferin im Einsatz und betreibt aktive Nachbarschaftshilfe. Mehrere Stunden im Monat unterstützt sie ehrenamtlich eine 90-Jährige Frau, die im Rollstuhl sitzt und besonders Aufgaben im eigenen Haushalt nicht mehr so einfach allein erledigen kann. Durch die Hilfe von Suphap Suriyaphan-Krecker kann die Seniorin länger im eigenen Zuhause leben. "Ich putze und räume auf, koche für sie und gehe einkaufen. Ich bin immer da, wenn sie mich benötigt", sagt Suriyaphan-Krecker. Die Hilfe im Alltag ist aber nicht nur eine Entlastung im Bereich des Haushaltes, weiß sie, sondern auch der soziale Aspekt spielt eine wichtige Rolle. "Sie lebt allein zu Hause. Wenn ich da bin, hat sie auch Gesellschaft. Das hilft gegen die Einsamkeit", sagt sie und sei sehr glücklich, wenn sie somit etwas Gutes tun kann. "Wir sind mittlerweile ein richtig gutes Team".
Seit fast zwei Jahren ist Suphap Suriyaphan-Krecker als Einzelhelferin tätig. "Man braucht viel Geduld, Ruhe und man muss auch einfach der Typ für solche Aufgaben sein", sagt sie. Dazu gehöre natürlich auch die Motivation für die Arbeit und Empathie. Einzelhelferinnen und -helfer strukturieren, stärken, versorgen und begleiten unterstützungsbedürftige Menschen im Alltag. Diese Arbeit machen sie unabhängig von einer Mitgliedschaft bei einer Organisation. Die pflegebedürftige Person muss die Hilfe nicht aus eigener Tasche bezahlen, sondern kann – wenn die Einzelhelferin oder der Einzelhelfer entsprechend anerkannt und somit qualifiziert ist – den 125 Euro Entlastungsbetrag der Pflegekasse beantragen und in Anspruch nehmen. Diesen gibt es bereits ab Pflegegrad 1.
Die Pflegeberaterinnen Andrea Fuchs und Maria Trimborn vom Sozialamt des Kreises Düren bringen die Einzelhelferinnen und -helfer mit pflegebedürftige Personen zusammen. In den trägerunabhängigen, vertraulichen und kostenlosen Beratungen zum Thema Pflege informieren sie unter anderem über die Möglichkeit dieser Nachbarschaftshilfe. Pflegeberatungen werden in der Pflegeberatungsstelle im Kreishaus, den Rathäusern der einzelnen Kommunen oder telefonisch angeboten. "Es macht unheimlich viel Spaß, das zu erklären und die Einzelhelferinnen und -helfer zu vermitteln. Natürlich muss dabei auch die Chemie stimmen", sagt Andrea Fuchs. Ursprünglich war diese Nachbarschaftshilfe ein zweijähriges Projekt des Bundesgesundheitsministeriums in Zusammenarbeit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe, das 2018 startete. Weil die Nachbarschaftshilfe und die Einzelhelfer ein großer Mehrwert für die Gesellschaft, die Pflegebedürftigen und das Zusammenleben ist, führt der Kreis Düren weiterhin die Vermittlung fort.
Derzeit gibt es im Kreis Düren acht Teams aus Helfendem und pflegebedürftiger Person. Ihre Kollegin Maria Trimborn schätzt die Reaktionen während der Pflegeberatung: "Viele sind sehr glücklich, wenn Sie davon erfahren, dass es überhaupt Einzelhelferinnen und -helfer gibt, da dieses Angebot eine sehr gute Alternative oder auch Ergänzung zu gewerblichen Anbietern ist." Zudem sei es häufig familiärer und für viele einfacher, wenn eine Privatperson im Haushalt hilft, weiß Maria Trimborn. Damit werde pflegebedürftigen Menschen die Teilhabe an einem normalen Alltag ermöglicht und das Leben vereinfacht, wissen die Pflegeberaterinnen. Die Einzelhelferinnen und -helfer sind nur für den Alltag und den Freizeitbereich zuständig. "Es darf keine Pflege stattfinden", betont Andrea Fuchs.
Derzeit werden Menschen gesucht, die sich für die Arbeit der Nachbarschaftshilfe engagieren wollen, denn die Nachfrage an Unterstützung steigt. Jeder, der seine Zeit gerne teilen möchte, kann sich als Einzelhelfer oder Einzelhelferin einsetzen. Egal ob Schülerinnen und Schüler, Studierende, Berufstätige oder Rentner, jeder kann sich engagieren. Nach einem dreistündigen Qualifikationskurs, in dem die wichtigsten Grundlagen für diese Tätigkeit vermittelt werden, können sich Interessierte als Einzelhelfer anerkennen lassen und ermöglichen es so der unterstützungsbedürftigen Person den Entlastungsbetrag der Pflegekasse in Anspruch zu nehmen. Der nächste Qualifikationskurs findet im März im Kreishaus in Düren statt. Weitere Informationen gibt es in der Infobox. Menschen in Pflegeberufen, Erzieherinnen und Erzieher oder wer einen Abschluss eines Studiums in sozialer Arbeit, in Erziehungswissenschaften, Psychologie oder ähnlichem hat, sind ausbildungsmäßig qualifiziert.
„Die Arbeit gibt mir viel zurück“, sagt Suphap Suriyaphan-Krecker über ihre Tätigkeit im Haushalt der der 90-Jährigen und hoffe, dass sich noch viele weitere Einzelhelferinnen und -helfer finden. „Ich freue mich, wenn ich jemanden mit meiner Hilfe glücklich machen kann.“ Dabei müsse man in einem fremden Haushalt auch mit den Anforderungen und Ansprüchen umgehen können, die gefordert werden. „Ich bin natürlich keine Marionette. Wir begegnen uns mit Respekt – nur so kann es funktionieren“, weiß die Merzenicherin. Sie gilt für die 90-Jährige, wie sie sagt, auch als enge Bezugspersonen und gehört zu den ersten Ansprechpartnerinnen. „Wir brauchen mehr Menschen, die besonders den älteren Menschen helfen. Sie haben so viel für uns getan. Es ist schön, etwas zurückzugeben.“
So können Sie Einzelhelferin oder Einzelhelfer werden
Wer sich auch aktiv und ehrenamtlich in der Nachbarschaftshilfe engagieren möchte, sollte sich mit einem dreistündigen Qualifikationskurs als Einzelhelfer oder Einzelhelferin anerkennen lassen. Nur dann zahlt die Pflegekasse den Entlastungsbetrag von 125 Euro. Der Kurs ist kostenlos und wird von den Pflegekassen anerkannt. Der Kurs findet in Kooperation mit der AOK Rheinland/Hamburg im Kreishaus Düren, Bismarckstraße 16, statt. Eine Anmeldung ist bei Andrea Fuchs und Maria Trimborn von der Pflegeberatung unter der Telefonnummer 02421/221050900 oder per E-Mail m.trimbornkreis-duerende oder a.fuchskreis-duerende erforderlich.ch.