Kreismäuse nehmen jeden Tag „Sprachbad” in der Kita

Jeden Tag, wenn die Kinder der Kreismäuse in Düren in ihre Kita gehen, spielen sie nicht nur jeden Tag mit anderen und lernen fürs Leben,  sie nehmen auch täglich ein „Sprachbad”. Das passiert ganz nebenbei, vor allem, wenn sie im Atelier malen, zeichnen und basteln. Dabei hören sie die englische Sprache, die vom Kunstpädagogen Lamar Soderstrom gesprochen wird.

Er kommt aus Seattle in Amerika, ist somit „native speaker”, also Muttersprachler, lebt seit 15 Jahren in Deutschland, arbeitet seit fast drei Jahren im Familienzentrum Kreismäuse und spricht mit den Kindern fast ausschließlich Englisch. „Die Kinder lernen nebenbei Englisch, ohne Druck und in einer positiven Atmosphäre. Kunst ist sehr anschaulich und eignet sich daher besonders gut zum Erlernen einer neuen Sprache”, so der 52-Jährige. Sein Assistent ist der Stoffaffe Siggi, der als kleiner Brückenbauer hilft, die Erklärungen von Lamar Soderstrom zu zeigen und zu veranschaulichen.

Im Gespräch mit den Kindern gestikuliert und demonstriert er viel, während er englisch spricht. Wenn die Kinder, die Deutsch reden, etwas sagen, wiederholt er es auf Englisch, um den Effekt dieser immersiven, also quasi eintauchenden, Lernmethode zu verstärken. „Das Ziel ist es nicht, dass die Kinder englisch sprechen, sondern in erster Linie die Sprache wahrnehmen und anerkennen”, sagt er. Das stärke auch das Selbstvertrauen der Kinder, die weniger Berührungsängste mit anderen Sprachen oder Kulturen aufweisen und erfahren, dass das Erlernen einer Sprache ein Prozess ist, der länger dauert. „Wir wollen so spielerisch die Neugier auf andere Kulturen wecken und das Selbstverständnis der Kinder von sich als einzigartiges Individuum in einer multikulturellen Gemeinschaft stärken”, erklärt Elke Ricken-Melchert vom Vorstand der Kreismäuse. Das Angebot unterstützt Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch oder Englisch ist, denn im „Sprachbad” der Kreismäuse sitzen alle im selben Boot.

Das Vokabular ergibt sich dabei aus den Projekten. Es reicht von Farben, Formen über Werkzeuge oder Figuren. Zuletzt war das Thema etwas komplizierter: Es ging um Elektrizität, Energie und Licht. Die Kinder haben nämlich am bundesweiten Wettbewerb des Handwerks „Kleine Hände großes Handwerk“ teilgenommen und erfolgreich den ersten Platz in NRW erreicht.

Im Atelier von Lamar Soderstrom bastelten sie Schaltkreise, brachten so Glühbirnen zum Leuchten und bauten sogar ihre eigenen Mal-Roboter, die dank Batterie bunte Spuren auf Papier hinterließen – das alles unter hauptsächlich englischsprachiger Begleitung. Die Idee zu dem Thema hatten sie nach einem Besuch der Kreuzauer Elektro- und Energiefirma Harperscheidt „Solartiger“. Dort lernten die Kinder viel Praktisches rund um Elektrik, Licht und Solarenergie. Im Anschluss gestalteten die 29 Kinder ein Poster, auf dem die „Fußstapfen” der Roboter, Solarpaneele, Batteriekreisläufe und auch ein Windrad abgebildet sind. Die Kreismäuse wurden von einer Jury zum Gewinner aus NRW gewählt und von der Handwerkskammer Aachen sowie der Aktion Modernes Handwerk mit 1000 Euro ausgezeichnet.

„Ich freue mich sehr, dass erneut eine Kita in unserer Trägerschaft eine bedeutende Auszeichnung erhält. Die Kinder waren mit viel Engagement und Herzblut bei der Sache und haben sich den Preis redlich verdient”, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn. Auch Lamar Soderstrom ist begeistert: „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, wie die Arbeit mit den Kindern generell. Sie sind so offen und interessiert. Ich arbeite unglaublich gerne hier.” Er ist übrigens einer von drei „native speakern” in der Einrichtung. „Wir sind sehr froh über die Muttersprachler, die das Kitaleben täglich bereichern. Wir suchen händeringend nach weiteren native speakern, die unser Team verstärken möchten”, sagt Kita-Leiterin Heike Holz.