Inspirationen, Austausch und Anregungen
Die zahlreichen Gäste, die am Donnerstag, 14. Dezember, im Kreishaus zum Fachtag zusammengekommen sind, zeigen: es gibt Handlungsbedarf. In Deutschland leben rund eine Million über 65-Jährige, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans- oder intergeschlechtlich identifizieren. Im Kreis Düren wohnen – laut einer Studie des Berliner Marktforschungsinstitutes Dalia Research und der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität – rund 4000 queere Menschen, die älter als 65 Jahre sind. "Daher brauchen wir noch mehr Akzeptanz in unserer Gesellschaft. Wir werden noch einige Herausforderungen und Barrieren gemeinsam überwinden. Ältere queere Menschen müssen auch im Kreis Düren ein selbstbestimmtes und respektiertes Leben führen können", betonte Kreisdezernentin Elke Ricken-Melchert bei der Eröffnung der kostenlosen Veranstaltung.
Was bedeutet "LSBTIQ*"? Welche Bedürfnisse haben queere Menschen im Alter? Welche Angebote fehlen? Wie wird die Pflege von trans Menschen im Alter gestaltet? All diese und noch viel mehr Fragen wurden im offenen Dialog thematisiert. Georgine Kellermann sprach über Diversität und ihr Leben als trans Aktivistin, das sie in vollen Zügen genießt. Sie selbst outete beziehungsweise offenbarte sich im Alter von 62 Jahren. Über 40 Jahre war sie als der TV-Journalist Georg Kellermann tätig.
"Die letzten Jahre nach meiner Offenbarung im Jahr 2019 sind voller Freiheit, Wertschätzung und einfach wunderbar. Ich war immer Georgine und wollte mich irgendwann einfach nicht mehr verstecken. Ab dieser Sekunde war ich endlich frei, denn ich bin eine Frau", sagte sie offen. Dennoch berichtete die 66-Jährige über Ängste, die sie in Bezug auf Pflegebedarfe im Alter verspürt oder über Kommentare voller Hass, die sie immer wieder im Internet erhält. Beim Austausch mit Carolina Brauckmann und Georg Roth von rubicon e.V. sowie homosexuellen Menschen aus der Region wurde unter anderem über Wohn- sowie Pflegesituationen im Alter, mangelnde Treffpunkte sowie Angebote gesprochen. "Der lebendige Erfahrungsaustausch zeigt, dass wir beim Thema Vielfalt im Alter mehr Sichtbarkeit brauchen und Orte für Begegnungen schaffen müssen. Auch ein Netzwerk für das queere ländliche Leben sowie ein generationsübergreifender Austausch wären ein großer Erfolg, für den wir nun den Grundstein gelegt haben", erklärt Carolin Küpper, Leiterin des Amtes für Generationen, Demografie, Inklusion und Sozialplanung des Kreises Düren.
Die Veranstaltung wurde von der Koordinationsstelle "Pro Seniorinnen und Senioren im Kreis Düren" mit dem rubicon e.V. und mit Unterstützung der Zukunftswerkstatt Kommunen (ZWK) präsentiert.