Vertrauen in sich selbst haben
Endlich ist Jens Stahnke nicht mehr auf das Bürgergeld angewiesen, muss sich nicht mehr für Ausgaben rechtfertigen, ist unabhängig und verdient jetzt sein eigenes Geld bei seinem ersten festen Job als Vertriebsinnendienstler bei DN-Connect, einer Tochterfirma der SOCO Network Solutions GmbHin Düren. Er trägt unter anderem dazu bei, dass kleinere Ortschaften ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Der neue Job, den er seit zwei Monaten hat, macht ihm viel Spaß. Doch bis hierhin war es für den heute 32-Jährigen ein harter, steiniger Weg, der viel Durchhaltevermögen erforderte.
Nach zwei abgebrochenen Ausbildungen, längerer Arbeitslosigkeit und belastenden Schicksalsschlägen schien der Weg zu einem Berufsabschluss unendlich lang. Doch er hat es geschafft, da er beim Sozialwerk Dürener Christen die Chance bekommen und genutzt hat, eine sogenannte „außerbetriebliche Ausbildung” zum Kaufmann für Büromanagement zu absolvieren. Diese Form der Ausbildung wird von der job-com, dem Kommunalen Jobcenter, bezahlt. Hierbei lernen die jungen Menschen die Theorie an den Berufskollegs des Kreises Düren, die praktischen Erfahrungen sammeln sie allerdings nicht im Betrieb, sondern bei Bildungsträgern wie dem Sozialwerk Dürener Christen, der low-tec und der Dürener Gesellschaft für Arbeitsförderung (DGA). Die langjährigen Partner der job-com unterstützen junge Erwachsene bis zu einem Alter von 35 Jahren mit einem kompetenten Team, das unter anderem aus Ausbildern, Sozialpädagogen und Psychologen besteht. Für die Azubis gelten die gleichen Anforderungen wie für andere Auszubildende in Handwerks- und Industriebetrieben. Der Besuch der Berufsschule gehört ebenso dazu wie die Prüfungen vor den zuständigen Kammern.
Ausgebildet werden sie bei den Partnern der job-com unter anderem zu Elektronikern, Tischlern, Metallbauern, Maschinen- und Anlagenführern, Maler- und Lackierern, Kaufleuten für Büromanagement, Verkäufern, Köchen, Gastronomen, Friseuren oder Floristen. „Junge Menschen im Leistungsbezug der job-com haben oftmals einen Rucksack voller Probleme. Wir versuchen ihnen die Last abzunehmen und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes, finanziell unabhängiges Leben durch eine außerbetriebliche Ausbildung zu unterstützen”, sagt Karl-Josef Cranen, Leiter der job-com des Kreises Düren. Rund 36.000 Euro pro Ausbildungsplatz pro Jahr wendet das Kommunale Jobcenter für die mehrjährige Qualifizierung auf. Eine Investition in Menschen, die sich lohnt.
„Nach der Ausbildung geht es für viele, wie bei Herrn Stahnke, in eine feste Stelle und sie zahlen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Eine Investition in Menschen ist die beste Investition; eine Ausbildung die nachhaltigste Vermittlung”, betont Karl-Josef Cranen.
Ob gesundheitliche, wohnliche oder sprachliche Probleme – die Gründe, weshalb eine außerbetriebliche Ausbildung sinnvoll ist, sind vielfältig. Häufig kann zunächst, wie es bei Jens Stahnke auch der Fall war, im sogenannten „Talentwerk” ausgetestet werden, welche Berufsrichtung eigentlich zu einem selbst passt. „In jedem Menschen steckt Potenzial. Wenn sich Auszubildende unserem multiprofessionellen Team anvertrauen, dann fühlen sie sich unterstützt, sprechen offen ihre Sorgen und Ängste an und lernen – bei den Erfolgen, die sichtbar werden, in sich selbst zu vertrauen. Wir meistern gemeinsam Schritt für Schritt die Herausforderung”, sagt Karina Siebertz, Geschäftsführerin des Sozialwerks Dürener Christen.
„Den Berufsabschluss kann einem keiner mehr nehmen. Jens Stahnke hat bei uns die Chance angenommen und alles richtig gemacht”, betont sie. Der 32-Jährige fühlt sich bei seinem ersten „richtigen” Arbeitsplatz sehr wohl. „Man hat mich mit offenen Armen empfangen und ich habe sehr viel Spaß an der Arbeit.” Auch sein Chef, Chris Winkelmolen, freut sich über den Zuwachs im Team: „Wir sind froh, dass er hier ist. Er lernt sehr schnell, versteht sich gut mit allen und wir sind sehr zufrieden mit ihm und seiner Arbeit.”
Schon während der Ausbildung hat er gute Freunde kennengelernt, mit denen er gemeinsam das Berufskolleg in Jülich besucht hat. Besonders im dritten Lehrjahr hat ihn dann der Ehrgeiz gepackt. „Ich wusste, ich mache das gerade hier für mich und das ist eine riesen Motivation”, sagt er. Wenn es in der Zeit schwieriger wurde, konnte er sich immer ans Team des Sozialwerks Dürener Christen und der job-com wenden. Kommunikation, Vertrauen und Ehrlichkeit, so sind sich alle Beteiligten einig, sei mit das Wichtigste. Dass diese herausfordernde Zeit mit viel Rückenwind funktionieren kann, dafür ist Jens Stahnke ein erfolgreiches Beispiel. Die Azubis des Dürener Sozialwerks, der low-tec und DGA erzielen häufig sehr gute Prüfungsergebnisse – sie müssen nur die Chance kriegen und sie ergreifen.

