In wenigen Jahrzehnten wird der Indesee zur Freizeitoase
Der Sommertag am Indesee beginnt früh. Die Sonne steigt langsam über den Horizont und taucht den Sand der „Lucherberger Lagune“ in warmes Licht. Erste Spaziergänger genießen die ruhige Morgenstimmung, während Jogger den Tag mit einer Runde entlang der Promenade in Richtung Indemann beginnen. Die Luft ist erfüllt vom Zwitschern der Vögel und dem sanften Rauschen der Bäume, die den großen Strand säumen.
Wir schreiben das Jahr 2035, und der Indesee ist noch lange nicht fertig. Am großen Parkplatz des zukünftigen Strandbads stehen Infotafeln mit Zukunftsbildern. Sie zeigen, wie es rund um die Tagebaugrube in wenigen Jahrzehnten aussehen könnte: 2060 wird die flache Lagune komplett mit Wasser gefüllt sein. Im indeland entsteht ein Badeparadies für Jung und Alt.
Die Region stellte die Weichen dazu kurz vor den Sommerferien 2024, als die Gemeinde Inden und die Stadt Düren den von der indeland GmbH zusammen mit den Bürgern entwickelten „Rahmenplan Indesee 2.0“ beschlossen. Der Plan zeigt, wie der Tagebau Inden bis 2060 zum Indesee wird. Zudem werden Konzepte zur Anbindung der umliegenden Orte entwickelt – auch von Aldenhoven, Eschweiler, Jülich, Langerwehe, Linnich und Niederzier aus soll man den Indesee zukünftig gut erreichen können.
Hintergrund der See-Entwicklung ist das Ende der Kohleförderung im Tagebau Inden. Im Frühjahr 2029 stellen die riesigen Schaufelradbagger ihre Arbeit ein. Das Kraftwerk Weisweiler verfeuert die letzte Braunkohle. Auch im Tagebau Hambach endet die Kohleförderung, der Tagebau Garzweiler folgt etwas später.
Ein Vorzeigeprojekt
Das Rheinische Revier erlebt eine Zeitenwende. Der Strukturwandel läuft 2024 bereits auf Hochtouren. Vielerorts herrscht Aufbruchstimmung, die Menschen blicken optimistisch in die Zukunft. In neuen Gewerbegebieten, wie dem Brainergy Park Jülich, entstehen zukunftssichere Arbeitsplätze. Sogar das Kraftwerk Weisweiler hat eine Perspektive: Hier gibt es bald ein wasserstofffähiges Gaskraftwerk.
Das Rheinische Braunkohlerevier wird zum Vorzeigeprojekt der Energiewende. Das frühere Bergbauunternehmen RWE Power betreibt neben dem neuen Kraftwerk auch zahlreiche Windenergieanlagen und Solarparks auf den alten Tagebauflächen in Inden, Hambach und Garzweiler.
Nicht nur der Wandel als Energieregion sorgt für Zuversicht. Auch die Aussicht auf den Indesee und eine neue Freizeitregion zwischen den Ballungsräumen am Rhein und der Region Aachen beflügeln die regionale Wirtschaft. Die Menschen in der Region sehen den Indesee überwiegend als Chance. Vor über 20 Jahren startete aus ihrer Mitte heraus ein politischer Prozess, der schließlich zum Rahmenplan Indesee 2.0 führte.
Ein Gutachten bestätigte, dass ein See langfristig die wirtschaftliche Entwicklung der Region stärker fördert als die ursprünglich geplante Verfüllung mit Erde und Gestein. Der Indesee wird mit Wasser aus der Rur und den Tagebaubrunnen gefüllt. Es dauert etwa 30 Jahre, bis das 13 km² große Gewässer vollständig gefüllt ist. Mit einer Tiefe von rund 140 Metern fasst der Indesee dann im Jahr 2060 etwa 750 Millionen Kubikmeter Wasser. Ein großartiges Vorhaben, das langsam Form annimmt. Zwar dauert manches länger als erhofft, und nicht jedes Detail lässt sich so realisieren, wie in den 2020er-Jahren gedacht. Aber im Großen und Ganzen verläuft alles nach Plan.
Zurück in die „Lucherberger Lagune“ im Jahr 2035. Gut fünf Jahre nach dem Ende der Kohleförderung gibt es hier bereits ein dauerhaftes Freizeitangebot. Ein Freizeitanbieter bietet seit Kurzem exklusive Touren in den früheren Tagebau an. Der Start hatte sich etwas verzögert, weil es noch rechtliche Probleme gab. Aber allen Sicherheitsbedenken wurde Rechnung getragen. Zusammen mit ortskundigen indeland-Guides brechen die Besucher in kleinen Gruppen zu Fuß oder mit dem E-Bike in die „Zwischenlandschaft“ aus. Hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
Gegen 11 Uhr füllt sich der Strand allmählich mit Leben. Familien breiten ihre Decken aus, sportliche Besucher spielen Beachvolleyball oder Frisbee, während andere einfach auf ihren Liegen entspannen und die Sonne genießen. Der See glitzert verlockend in der Sonne, doch noch dauert es viele Jahre, bis die Fluten des Indesee endlich den großen Sandstrand erreichen. Der Zugang zum Wasser ist zunächst nur über eine Rampe möglich.
Menschen aus der ganzen Region sollen kommen
Trotzdem ist die Lagune mit der 2000 Meter langen und 300 Meter breiten Sandfläche bereits eine Attraktion, die Menschen aus der ganzen Region anlockt. Der große Parkplatz in unmittelbarer Nähe zur Autobahn A4 ist bereits gut gefüllt. Vom Bahnhof Langerwehe sowie aus Düren und Jülich gibt es regelmäßige Busverbindungen.
Am Nachmittag erreicht das Leben in der „Lucherberger Lagune“ seinen Höhepunkt. Die Liegen sind fast alle besetzt. Die Kinder planschen in flachen Wasserbecken; wenn sie erwachsen sind, werden sie in der „Lagune“ schwimmen können. Eine Gruppe Jugendlicher wagt sich aufs Stand-up-Paddle-Board, während ein paar Meter weiter ein Yoga-Kurs unter freiem Himmel stattfindet. Gegen Abend füllt sich die Promenade erneut. Bei Einbruch der Dunkelheit erstrahlt der Indemann oben auf der Goltsteinkuppe. Die Stimmung ist entspannt, und die Gespräche drehen sich um die schönen Momente im Leben. Ein Tag in der „Lucherberger Lagune“ ist mehr als nur ein Tag an einem halb fertigen See. Es ist ein Erlebnis der „Zwischenlandschaft“, das alle Sinne anspricht und unvergessliche Erinnerungen schafft.
Weitere Informationen auf www.indeland.de/indesee (Öffnet in einem neuen Tab)