Inhalt anspringen

Kreis Düren

Für eine Ansicht der Seite in Einfacher Sprache, bitte den Button klicken.

„Der Kreis ist gut aufgestellt"

Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, im Interview

Den Strukturwandel gestalten und die Menschen mitnehmen

Die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) hat ihren Verwaltungssitz im Jülicher Brainergy Park, einem der Leuchtturmprojekte des Strukturwandels im Kreis Düren. Dass die ZRR ausgerechnet hier ihren Dienstsitz hat, passt gut mit ihrer Aufgabenstellung zusammen: den Strukturwandel im Rheinischen Revier zu koordinieren und zu gestalten. Ihr Geschäftsführer ist seit gut drei Jahren Bodo Middeldorf, 57, Diplom-Volkswirt und ehemaliger Landtagsabgeordneter der FDP.Wir sprechen mit ihm über sein Hauptanliegen: den Strukturwandel in der Region, seine wichtigsten Projekte und seinen Plan, die Menschen in dieser wichtigen Transformationsphase mitzunehmen.

Welche Aufgaben hat die ZRR genau?
Bodo Middeldorf: Bei uns bündeln sich alle Interessen im Strukturwandelprozess. Die Zukunftsagentur Rheinisches Revier organisiert die Interessenswahrnehmung der Region und aller Akteure, die mit dem Strukturwandel und seiner Gestaltung zu tun haben. Wir haben wichtige Grundlagen erarbeitet, zum Beispiel das Wirtschafts- und Strukturpro-gramm, wir haben den Reviervertag zwischen der Landesregierung und dem Rheinischen Revier mitverhandelt und wir haben konzeptionelle Entwicklungen vorangebracht. Beispiele dafür sind die Klimaanpassungsstrategie oder die Gewerbeflächenentwicklungsstrategie. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, den Menschen, Unternehmen und Institutionen Orientierung zu geben und sie zur Mitwirkung anzuregen. Beim Land kümmern wir uns um die Ausgestaltung geeigneter Förderprogramme.

Welche Aufgaben haben Sie als Geschäftsführer? 
Bodo Middeldorf: Die ZRR hat 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da kommt es darauf an, das Team in die Lage zu versetzen, dass es leistungsfähig ist und bleibt. Gleichzeitig ist es meine Hauptaufgabe, dass ich in der Region vermittele, wo der Strukturwandel steht und welche Aktivitäten mit dem Transformationsprozess verbunden sind. Ich spreche viel mit den Akteuren aus den unterschiedlichsten Interessengruppen, führe zusammen und höre zu, wo der Schuh drückt und welche Bedarfe vorhanden sind. Außerdem bin ich bei zahlreichen Veranstaltungen und in Gremien ein Hauptvertreter für den Strukturwandelprozess. 

Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Rheinisches Revier

Was bedeutet der Begriff „Strukturwandel” für Sie?
Bodo Middeldorf: Einen wirtschaftlichen Strukturwandel erleben wir eigentlich permanent. Unternehmen sehen sich ständig Veränderungsprozessen ausgesetzt, müssen sich anpassen und entwickeln. Der Strukturwandel im Rheinischen Revier ist ein politisch initiierter Strukturwandel, weil nur noch bis 2030 Braunkohle gefördert wird. Dabei geht es um einen Ausgleich der dadurch wegfallenden Arbeitsplätze. Das ist für die Region eine besondere Herausforderung. Wir brauchen eine neue Wertschöpfung in Bereichen, die nicht mehr von der Braunkohleverstromung abhängig sind. Alles in allem geht es um mindestens 15.000 bis 30.000 Arbeitsplätze. Die wegfallende Wertschöpfung beträgt durch den Ausstieg aus der Braunkohle insgesamt circa 1,5 bis 2 Milliarden Euro pro Jahr. Das merkt dann auch der Bäcker vor Ort, wenn wir es nicht schaffen, einen Ausgleich durch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Zum Strukturwandel gehört für mich aber auch die große Chance, die Landschaft neu zu gestalten, zum Beispiel durch die geplanten Seen und durch attraktive Freizeitangebote.

Wie kann der Strukturwandel im Kreis Düren gelingen?
Bodo Middeldorf: Der Kreis Düren macht schon vieles richtig; er hat sich sehr früh auf den Weg gemacht, mit seinen Kommunen den Strukturwandel gelingend zu gestalten. Es ist klug, an die bestehenden Stärken anzuknüpfen, zum Beispiel im Bereich der Papierindustrie in Düren. Ein gutes Beispiel ist auch der Brainergy Park in Jülich, der sich weiter sehr gut entwickelt und für immer mehr Unternehmen attraktiv ist. Auch in Sachen Landschaftsgestaltung hat man sich im Kreis früh auf den Weg gemacht. Beispielsweise sind mit der indeland-Gesellschaft und der Gemeinde Inden früh die Weichen für eine künftige Gestaltung der Region gestellt worden. Ähnliches gilt für Niederzier mit der Entwicklung der Tagesanlagen für Gewerbe und Wohnen und in Merzenich mit der Ortschaft Alt-Morschenich, jetzt: Bürgewald, um dort einen Ort der Zukunft zu formen. Daran muss man anknüpfen.

Was sind die wichtigsten Projekte?
Bodo Middeldorf: Wir sprechen da von fünf Leuchtturmstandorten: das Tagebauumfeld Hambach mit Niederzier, Merzenich und Titz, das Indeland, aber auch die thematischen Cluster wie den Brainergypark mit dem Thema Wasserstoff und erneuerbare Energien, das Innovationsquartier in Düren und das Faser-Innovationszentrum in Zerkall. 

Der Kreis Düren setzt seit Jahren auf das innovative Thema Wasserstoff. Wie wichtig ist das für die Region?
Bodo Middeldorf: Wasserstoff ist der entscheidende Energieträger der Zukunft. Entscheidend ist, die Unternehmen bei der Anwendung zu unterstützen und die Potenziale der eigenen Erzeugung und daraus resultierender Wertschöpfung zu nutzen. Damit hat sich der Kreis Düren schon frühzeitig auseinandergesetzt, beispielsweise im Bereich der Mobilität mit wasserstoffbetriebenen Bussen und Zügen. Zudem gibt es im Brainergy-Park das renommierte Helm-holtz-Institut, das unter anderen an Wasserstoff-Anwendungen forscht. Was uns jetzt gelingen muss: Wir müssen uns beim Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur gut positionieren. Wichtig ist, an das Kernnetz, das zu den großen Häfen in den Niederlanden und Belgien führt, angeschlossen zu sein. Was im Kreis Düren auf den Weg gebracht wird, ist durchaus wegweisend für andere Regionen.

Wie kann es gelingen, die Menschen für den Strukturwandel zu gewinnen?
Bodo Middeldorf: Wir müssen vor allem Begeisterung wecken für die Chancen, die sich aus dem Strukturwandel für die Region und ihre Menschen ergeben. Vieles geht jetzt schon in die Umsetzung, das müssen wir sichtbar machen. Es geht um Entwicklungen, die die nächsten Jahrzehnte betreffen; deshalb sind auch die nächsten Generationen angesprochen. Unter anderem gehen wir in Schulen und bieten Veranstaltungen an, auf denen die Menschen sich mit Ideen und Vorschlägen einbringen können. Zusammen mit Jugendorganisationen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen wollen wir diesen Prozess in den nächsten Jahren verstetigen. 

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Dennis Stratmann
  • Fotografie Tomas Rodriguez