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Zum Zeitpunkt ihrer Einweihung wurde die hiesige Anlage noch „Soldatenfriedhof“ genannt, mitunter auch „Ehrenfriedhof“ oder sogar „Heldenfriedhof“. Diese Begriffe sind seit Jahrzehnten nicht mehr angemessen. Sie unterliegen, wie viele Aspekte der Erinnerungskultur und des Totengedenkens, einem steten gesellschaftlichen Wandel.
Der Begriff „Soldatenfriedhof“ ignoriert, dass hier keineswegs nur deutsche Kombattanten bestattet wurden, sondern beispielsweise auch Menschen, die bei der Minenräumung ums Leben kamen, oder Zivilisten, die im Verlauf des Krieges oder nach Kriegsende durch Kampfmittel oder Minen getötet wurden. Der Begriff „Soldatenfriedhof“ blendet diese Gruppen von Toten aus.
Begriffe wie „Ehrenfriedhof“ oder „Heldenfriedhof“ sind eng mit der Zeit des Ersten Weltkriegs und des Nationalsozialismus verknüpft. In ihnen spiegelt sich noch der Wunsch, den Kriegstod gegenüber der Nachwelt zu rechtfertigen und als heroisches „Opfer für Heimat, Volk und Vaterland“ zu verklären.
Der Begriff der Kriegsgräberstätte ist dagegen am ehesten angemessen. Er grenzt niemanden aus und verklärt das völlig sinnlose Sterben deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg nicht.
Nähert man sich der Anlage vom Parkplatz aus, dann fällt direkt am Treppenaufgang eine Tafel aus der Entstehungszeit der Kriegsgräberstätte ins Auge. Die fünf symbolisch angeordneten Kreuze stellen das Signet des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge dar. Es wurde von dem Berliner Grafiker Ernst Böhm (1890-1963) in den 1920er-Jahren entworfen.
Friedrich Lengfeld war während des Krieges an der Ostfront im Einsatz und im Spätherbst 1944 an den Kämpfen im Hürtgenwald beteiligt. Er starb am 12. November 1944, nachdem er an der Spitze eines Bergungstrupps versucht hatte, einen um Hilfe rufenden amerikanischen Soldaten aus dem Minenfeld „Wilde Sau“ zu retten. Lengfeld wurde dabei selbst Opfer einer deutschen Schützenmine. 1994 beantragte die Veteranenvereinigung „Förder- und Freundeskreis Hubertuskreuz Linnich“, eine Gedenktafel zur Erinnerung an Lengfeld auf der Kriegsgräberstätte anbringen zu lassen. Vorangetrieben wurde die Initiative von Hubert Gees, einem früheren Meldegänger Lengfelds. Nach dessen Angaben kam die Idee zu der Tafel von einem amerikanischen Veteranen. Am 7. Oktober 1994 wurde die in den USA gefertigte Bronzetafel aus Anlass des 50. Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie installiert.
Den Stein mit der Inschrift „Gedenkt unserer Toten im Osten“ ließ der Volksbund 1959 aufstellen, nicht allein auf der Kriegsgräberstätte Hürtgen, sondern auch auf vielen anderen Kriegsgräberstätten. Er sollte, nachdem die Ost-West-Teilung endgültig schien, denjenigen Familien einen Ort für ihre Trauer geben, deren Angehörige jenseits des „Eisernen Vorhangs“ begraben worden waren. Die Inschrift des Steins ist ein typisches Beispiel für die Gedenkrhetorik in Zeiten des Kalten Krieges.
Die markanten Doppelkreuze der Kriegsgräberstätte, auf denen bis zu acht Namen eingemeißelt wurden, entstanden nach einem Entwurf Carl Ludwig Schreibers. Der Architekt des Friedhofes hat diese Art von Kreuzen speziell für die Kriegsgräberstätte Hürtgen entwickelt. Sie wurden im Volksmund rasch als „Kameradenkreuze“ benannt und bestanden aus hellem Muschelkalk.
Über die Jahre litten die Kreuze unter der rauen Witterung. Das führte dazu, dass sie 50 Jahre später – ab dem Jahr 2002 – komplett erneuert werden mussten. Dieses Mal wurde Ruhrsandstein verwendet, der als besonders witterungsbeständig gilt. Insgesamt 484 dieser Doppelkreuze befinden sich heute auf der Kriegsgräberstätte.
Das Hochkreuz der Kriegsgräberstätte misst fast acht Meter und ist aus fünf Einzelsteinen zusammengesetzt. Carl Ludwig Schreiber ließ es aus demselben Material wie die Doppelkreuze fertigen. 1952 kostete die Herstellung 17.000 DM. Anders als die Doppelkreuze existiert das Hochkreuz heute noch in seiner ursprünglichen Fassung und hat sich lediglich ein wenig geneigt.
Hauptfeldwebel Josef Prümm aus Eilendorf sandte 1971 das von ihm verfasste Gedicht „Das Kreuz im Hürtgenwald“ an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Unproblematisch ist der Text nicht, weil es den Kriegstod zum „Opfer für das Vaterland“ verklärt. Der Volksbund sah auch von einer weiteren Nutzung des Gedichtes ab. 1999 ließ der Friedhofswärter es in eine Metallplatte gravieren, auf einem ehemaligen Treppenstein befestigen und am äußersten Rand der Kriegsgräberstätte aufstellen.