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Kreis Düren

Die Arbeit einer Integrationsfachkraft bei der job-com

Seit fast zwei Jahren sind Wörter wie "Corona" oder "positiv" nicht mehr aus unserem Beratungsalltag im Jobcenter des Kreises Düren wegzudenken. Vieles hat sich verändert, manches nachhaltig.

Folgen noch deutlich spürbar

Michelle Hoß ist Integrationsfachkraft bei der job-com. Seit fast drei Jahren arbeitet sie in der Personalvermittlung für Über-25-Jährige. Besonders interessant findet sie an der Tätigkeit als Integrationsfachkraft die Vielseitigkeit der unterschiedlichen Gespräche und das Gefühl, etwas bewegen zu können. Hier berichtet sie im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche kommunale Jobcenter, initiiertvom Deutschen Landkreistag und dem Deutschen Städtetag, (20. bis 29. Juni) von Corona und den Folgen für die Arbeit in der job-com:

Jeder Arbeitstag beginnt morgens nach dem Einschalten meines Computers mit einem Berg von E-Mails meiner Kunden und Kundinnen.

Tatsächlich hat durch die Corona-Pandemie die Kommunikation per Mail stark zugenommen. Für viele Kunden und Kundinnen, besonders mit Sprachbarriere, stellt der E-Mail-Verkehr eine schnelle und einfache Kontaktmöglichkeit dar, der die Beratung im Verlauf der Zusammenarbeit gut unterstützt. 

Kommunikation nur über das Telefon

Neben E-Mails sind die telefonischen Kontakte stark angestiegen. Kleinere Anliegen oder Fragen kann ich schnell und unkompliziert per Telefon abwickeln, was bei unseren Kunden und Kundinnen auf positives Feedback stößt. Vielen Menschen fällt es leichter, ins Jobcenter zu kommen, wenn wir uns wird durch ein vorheriges Telefonat schon kennen gelernt haben. Die Kund*innen wissen bereits, dass ich Ihnen in ihrem Sinne helfen möchte. 

Dennoch sind die negativen Seiten der Kontaktbeschränkungen aus der Pandemie noch deutlich spürbar. Zu machen Menschen ist es schwieriger geworden, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und erste Hürden schnell zu überwinden. Oftmals kenne ich meinen Telefonpartner noch nicht persönlich, weiß nicht wie er oder sie aussieht und sehe keine Gestik oder Mimik. Auch für den Kunden oder die Kundin ist es dann natürlich schwierig, mich einzuschätzen und zu verstehen, dass ich gerne als Unterstützerin meine Hilfe anbiete, dafür jedoch die persönliche Situation der Arbeitsuchenden kennen muss. Wer erzählt schon gerne einer fremden Person am Telefon Details über sein Leben? 

Michelle Hoß ist es bei ihrer Arbeit als Integrationsfachkraft besonders wichtig Vertrauen der Kundinnen und Kunden zu gewinnen, herzustellen und als Basis der Beratungsarbeit dauerhaft zu erhalten.

Besonders wichtig ist es mir, Vertrauen zu gewinnen, herzustellen und als Basis der Beratungsarbeit dauerhaft zu erhalten. Dies kann nur gelingen, wenn die Wünsche und Erwartungen der Kunden im Jobcenter offen, ehrlich und ohne Angst vor negativen Konsequenzen behandelt werden. Dies funktioniert zum Beispiel mit der gezielten Frage, wie ich das Vertrauen der Kund*innen gewinnen kann. Wenn sich die Menschen dann öffnen und mir ihre wirklichen Absichten und Wünsche eröffnen, können wir diese gemeinsam zum Gegenstand der individuellen Integrationsarbeit machen.

Dann gilt es in einem stabilen und engen Kontakt zu bleiben, um in schwierigen Zeiten als Ansprechpartnerin stets erreichbar zu sein und erlangtes Vertrauen durch konkrete und wirksame Hilfestellung zu erhalten.  

Neben der Vermittlung in Arbeit sind in meinem Beratungsalltag vermehrt Gespräche zu Themen wie psychischen Problemen, Belastungen aufgrund mangelnder Kinderbetreuung und Angst vor der Zukunft hinzugekommen, auch aufgrund des Kriegs in der Ukraine und in der unmittelbaren Folge durch die für arme Menschen noch schwierigeren Preisteigerungen. Hier versuche ich bewusst gegenzusteuern und zu zeigen, dass trotz oder vielleicht auch gerade weil es die Pandemie und andere Krisen gibt, neue Wege gegangen werden müssen. Mut machen und nicht den "Kopf in den Sand stecken" lautet hier mein Motto. 

Nun geht es in den von Corona stark betroffenen Branchen, wie etwa der Gastronomie, wieder bergauf und es werden viele Arbeitskräfte benötigt. Gleichwohl ist nicht alles, wie vor der Pandemie. Die Angst und die mit der Pandemie verbundene Unsicherheit sitzt tief in den Köpfen mancher Kunden und Kundinnen. Viele haben sich beruflich umorientiert. Andere trauen den Lockerungen noch nicht richtig.

Das Ziel: bestmögliche Unterstützung

Dennoch verstehen viele, dass das Leben und somit auch die Arbeitssuche weitergeht und genau hier möchten ich als Personalvermittlerin bestmöglich unterstützen. Viele Arbeitgeber suchen dringend nach Arbeitskräften und finden niemanden. Meine Aufgabe ist es dann Angebot und Nachfrage auf einen Nenner zu bringen, mit den Kund*innen gemeinsam für sie passende Arbeitsplätze zu suchen, oder Alternativen zu entwickeln. Über eine Fortbildung oder Umschulung können wir qualifiziertere Beschäftigungschancen eröffnen, welche besseres Einkommen und längerfristige Perspektiven eröffnen. In diesem Sinn ermutige ich meine Kund*innen, hoffnungsvoll nach vorne zu blicken.

Durch die nun wieder sehr viel häufigeren persönlichen Beratungsgespräche wird es etwas einfacher den einzelnen Menschen hinter dem Lebenslauf oder dem Telefonat zu verstehen und seine individuellen Bedürfnisse aufzugreifen. Es sind wieder mehr Unterstützungsmöglichkeiten in Form von Coachings oder Projekten realisierbar. In der Zusammenarbeit mit unserem Arbeitgeberservice gelingt es Arbeitssuchende in Unternehmen vorzustellen. Und die Anrufe von glücklichen Menschen, die mir von ihrem neuen Arbeitsplatz berichten, freuen mich sehr.   

Sie geben mir das Gefühl, etwas erreicht zu haben, wenn ich am Ende meines Arbeitstages meinen Computer ausschalte. Sei es eine erfolgreiche Integration in Arbeit oder auch nur ein gutes Beratungsgespräch mit einvernehmlichen Vereinbarungen über den bevorstehenden Weg dahin. Denn auch die kleinen Schritte bringen einen manchmal ein großes Stück nach vorne.

 

 

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