Ausstieg aus der Braunkohle
Der Gemeinde Langerwehe steht mit dem im Rheinischen Revier für 2030 vorgezogenen Ausstieg aus der Braunkohle und dem damit einhergehenden Strukturwandel ein Prozess bevor, welcher wirtschaftliche, infrastrukturelle, städtebauliche und soziale Auswirkungen haben wird. Dabei wird Langerwehe mit seiner attraktiven Lage zwischen den Oberzentren Aachen, Köln und Düsseldorf sowie seiner guten Infrastruktur mit Bahn- und Autobahnanschluss eine zunehmend bedeutende Rolle im Indeland zuteil. Sowohl als Lebens- als auch als Tourismusort verfügt Langerwehe über hohes Potenzial – aufgrund der Sehenswürdigkeiten wie dem Schloss Merode und der Laufenburg sowie der interessanten Geschichte mitsamt des Töpfereimuseums und der Ausweisung als Töpfergemeinde. Zusätzlich wird die unmittelbare Lage zum Indesee neben dem bereits verfügbaren Naherholungs- und Freizeitangebot in Langerwehe zukünftig eine anziehende touristische Wirkung haben, sodass sich die Gemeinde mit den Nachbarkommunen zu einer attraktiven Urlaubsregion entwickeln wird.
Der Bahnhof Langerwehe ist bereits heute das „Tor zum Indeland“ und wird der wichtigste öffentliche Verkehrsknotenpunkt in der Region für den Tourismus werden, weshalb dieser städtebaulich und funktional aus- beziehungsweise umgebaut werden muss. Dieses Projekt hat sich die Gemeinde als einen Schwerpunkt im Rahmen des Strukturwandels gesetzt. Für die Bürger vor Ort ist aufgrund der wachsenden Bevölkerungszahl die Ausweisung neuer Baugebiete im aktuellen Flächennutzungsplan (FNP) vorgesehen, so zum Beispiel die neue Töpfersiedlung oder das Martinusquartier. Die von 2015 bis 2020 durchgeführte Neuaufstellung des FNP der Gemeinde Langerwehe erfolgte vor dem Hintergrund einer anhaltenden Zunahme der Bevölkerung sowie des wirtschaftlichen
Strukturwandels und den seit der letzten Neuaufstellung im Jahr 1975 wesentlich veränderten Rahmenbedingungen, Leitbildern und Zielsetzungen.
Ebenfalls im neuen FNP ausgewiesen ist die Entwicklung eines rund neun ha großen Gewerbegebietes „Langerwehe im indeland“ im Bereich des östlichen Zentralortes Langerwehe an der L12. Eigentümer der bisher genutzten agrarischen Flächen ist die RWE Power AG, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde die Schaffung neuer Arbeitsplätze anvisiert und dabei auf einen Branchenmix setzt. Als ein Querschnittsthema im Kontext des Lebens- und Tourismusortes ist die Mobilität in Langerwehe zu analysieren und weiter zu optimieren. Darunter fällt schwerpunktmäßig die Infrastruktur der Hauptstraße sowie die Ausweisung von Wander- und Fahrradwegen.
Ehrenamt: Nicht nur bei der Flutkatastrophe
Das Ehrenamt ist per Definition eine unbezahlte, freiwillige Tätigkeit - in der Praxis aber ein Einsatz von unbezahlbarem Wert. Dabei ist die Bandbreite an ehrenamtlichen Tätigkeiten groß; vor allem im sozialen, aber auch im ökologischen, politischen, kulturellen oder sportlichen Bereich gibt es die Möglichkeit, sich zu engagieren. In Langerwehe kann dies beispielsweise bei dem Deutschen Roten Kreuz, den Maltesern, der Freiwilligen Feuerwehr oder aber bei den zahlreichen Sport-, Natur- Schützen-, Musik- und Karnevalsvereinen sowie Jugendvereinigungen geschehen. Auch die Tafel e.V. ist seit Ende 2012 in Langerwehe ein gemeinnützig anerkannter Verein und zielt durch die Versorgung mit Lebensmitteln auf die Unterstützung der Ärmsten der Bevölkerung
ab. Oftmals müssen die Nahrungsmittel vom Einzelhandel aussortiert werden, obwohl sie qualitativ einwandfrei sind.
Unterstützer der Tafel sind ansässige Bäckereien, landwirtschaftliche Betriebe,
Lebensmittelfilialen sowie Organisationen, Vereine, Unternehmen und auch Privatpersonen. Weitere durch Ehrenamtler geführte Einrichtungen sind "Kleidsam“ und „Fahrbereit“, wo tafelberechtigte Personen zu gesonderten Konditionen Kleidung oder Fahrräder erwerben können. Ein Ehrenamt kann über viele Jahre ausgeübt werden, manchmal ist aber auch ein kurzfristiger Einsatz möglich oder sogar gesellschaftlich von Nöten. Dies zeigen Geschehnisse wie die Flutkatastrophe im Juli 2021, wo die gegenseitige Hilfe und die Spendenbereitschaft der Bürger groß war. So waren nach der Flutkatastrophe
weit über 100 Freiwillige aus der Gemeinde aktiv, etwa bei der Sortierung und Verpackung von Hilfsgütern. Es gingen zahlreiche Geldspenden ein.
Ein weiteres Beispiel ist die aktuelle Unterstützung von Kriegsflüchtigen aus der Ukraine. Um den Menschen vor Ort zu helfen, spendeten Bürger und Unternehmen aus Langerwehe rund sieben Paletten mit Kleidung und transportierten in neun 40-Tonnern benötigtes Material in das Krisengebiet. Aus der Gemeinde haben 29 Bürger Wohnraum für die Geflüchteten zur Verfügung gestellt. Zudem beteiligte sich die Jugend: die Europaschule stellte über 80
Willkommenspakete für die Ankommenden zusammen. Der Asylkreis Langerwehe, aktuell aus 25 Ehrenamtlichen bestehend, unterstützt die Ankommenden durch das Angebot von Sprachkursen und -Patenschaften.
Diese Tätigkeiten zeigen einmal mehr, dass das Ehrenamt eine
Säule unserer Gesellschaft ist und diese – besonders in schwierigen Zeiten – stützt. Dabei kann das Ehrenamt generations- und kulturübergreifend ausgeübt werden und folglich auch Kulturen und Generationen miteinander verbinden.
Die Gemeinde Langerwehe hat sich der Würdigung des Ehrenamtes angenommen und vergibt die Ehrenamtskarte NRW, welche vom Land NRW gefördert wird. Mehr dazu auf: www.langerwehe.de (Öffnet in einem neuen Tab)
Drei Fragen an Langerwehes Bürgermeister Peter Münstermann
Das Ehrenamt hat sich gerade in jüngster Zeit als wichtige Stütze der Gesellschaft erwiesen: Welches Ehrenamt hat Sie besonders beeindruckt und wie möchten Sie das Ehrenamt weiterhin in Ihrer Gemeinde fördern?
Peter Münstermann: Tiefbeeindruckt war ich von der enormen Hilfsbereitschaft untereinander, als uns letzten Sommer die Flut erreichte. Gerade in Krisenzeiten ist das Ehrenamt unbezahlbar und durch nichts zu ersetzen. Jeder Ehrenamtler in unserer Gemeinde tut, was er kann und daher ist es für mich nicht möglich, jemanden hervorzuheben. Das Ehrenamt ist die soziale Stütze in unserer Gesellschaft, die vieles richtet, korrigiert und zusammenhält, was
der Bund, das Land und auch wir als Gemeinde nicht leisten können.
Man plant, ein Wochenende in der Gemeinde Langerwehe zu verbringen: Was sollte man auf jeden Fall gesehen haben?
Münstermann: Ich glaube, dass vielen das Schloss Merode, die Laufenburg, aber auch unser Töpfereimuseum bekannt sind, aber touristisch ist Langerwehe noch viel mehr. Daher empfehle ich: Schauen Sie auf unsere Website, Sie werden von der Vielfältigkeit unserer Gemeinde überrascht sein: http://www.tourismuslangerwehe.de (Öffnet in einem neuen Tab)
Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Wie wird sich Langerwehe bis 2030 entwickeln?
Münstermann: In der Gemeinde werden viele neue Arbeitsplätze entstehen und das Thema Tourismus wird mit Sicht auf den sich füllenden Indesee Fahrt aufnehmen. Der Bahnhof wird als „Willkommenscenter“ von Langerwehe entscheidend mit
dazu beitragen, nicht nur die Besucher in Empfang zu nehmen, sondern von hier aus werden viele Unternehmungen gestartet werden können. Dazu muss der Kernort
wie auch die anderen Ortsteile in der Gemeinde zum Teil neu- oder umgestaltet werden. Dies wird aber deutlich über den Zeitraum 2030 hinausgehen. Es gilt die
Schaffung von Arbeitsplätzen und die touristische Gestaltung miteinander zu vernetzen, und dabei ökologische, ökonomische und nachhaltige Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Wichtig ist es, Altes und Neues so miteinander zu verknüpfen, dass die Menschen gerne zu uns kommen, nicht nur, um hier zu leben, sondern auch, um die Gemeinde zu erleben.