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Kreis Düren

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Ein kompletter Neustart im Leben

Tetiana Zerkal ist vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet. Nun arbeitet sie bei der job-com.

Herausforderung, aber auch große Zuversicht

Tetiana Zerkal (47) floh vor drei Jahren vor dem Krieg in der Ukraine. Heute arbeitet sie bei der job-com des Kreises Düren, bei der sie selbst Kundin war und hilft vor allem Ukrainerinnen und Ukrainern, die ein ähnliches Schicksal wie sie teilen. 

Tetiana Zerkal wächst in Pokrowsk in der Oblast Donezk im Osten der Ukraine auf. Daraufhin lebt sie 20 Jahre lang in Dnipro. Dort studiert sie Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Finanzwesen und arbeitet anschließend als Finanzbuchhalterin in Handels- und Produktionsunternehmen. Während der Coronazeit arbeitet sie von der Ukraine aus bei einem deutschen Unternehmen. So lernt sie erste Grundlagen der deutschen Sprache. Dann bricht der Krieg aus. Tetiana Zerkal flieht zusammen mit ihrem damals 16-jährigen Sohn aus ihrer Heimat. Zwei Rucksäcke haben die beiden dabei, mehr nicht. Ihre erste Station ist Polen. Viele Menschen stehen dort mit Schildern, die den Geflüchteten Unterkünfte anbieten und helfen wollen. 

Auf den meisten Schildern stehen polnische Städte. „Ein Mann stand dort mit einem Schild mit der Aufschrift Berlin. Und ich wollte mit ihm einfach sprechen. Das hat geklappt. Deutsch hat mir geholfen, überhaupt nach Deutschland zu kommen in den ersten Tagen”, sagt Tetiana Zerkal. Der Mann nimmt sie, ihren Sohn und zwei weitere Familien mit einem Mini-Bus nach Berlin und lässt sie in der dritten Etage seines Hauses wohnen. Einen Monat verbringen Tetiana Zerkal und ihr Sohn dort, dann finden sie eine Mietwohnung in Koslar, direkt bei Jülich. 

Tetiana Zerkal arbeitet vor allem für uns mit Ukrainerinnen und Ukrainern.

„Die größte Herausforderung mit der ich konfrontiert war, war die anfängliche Verwirrung und das Gefühl, sich in einer komplett unklaren Lebenssituation orientieren zu müssen. Ein Sprichwort half mir in dieser Zeit: Mach das, was du jetzt kannst, und der Rest wird morgen kommen”, erinnert sie sich. Und sie kann etwas machen – sie kann anderen Menschen aus der Ukraine helfen – mit ihren Deutschkenntnissen. Über das kommunale Integrationszentrum des Kreises Düren arbeitet sie ehrenamtlich als Dolmetscherin. Tetiana Zerkal unterstützt Ukrainerinnen und Ukrainer im Alltag unter anderem bei Behördengängen oder Arztbesuchen. Ende 2023 erhält sie ihr sprachliches B2-Zertifikat und wird zu einer Beratung in die job-com in Jülich eingeladen. Über ihren damaligen Berater und jetzigen Kollegen Alexander Tokar erhält sie bei der job-com einen Brückenjob als Integrationshilfskraft.

"Sofort willkommen gefühlt"

Währenddessen absolviert sie einen berufsbegleitenden Sprachkurs für das Niveau C1, den ihr das Jobcenter vermittelt. Außerdem bildet sie sich in der Bürokommunikation fort. Im Team der job-com fühlt sie sich sofort willkommen. „Die Menschen, die ich beim Jobcenter getroffen habe, waren immer bereit, mir zu helfen und wertvolle Ratschläge zu geben. Es ist wichtig, zu erkennen, dass man nicht alleine ist und dass es immer Unterstützung gibt – sei es durch den Arbeitgeber, durch Kollegen oder Integrationskurse.” Tetiana Zerkal macht die Arbeit im Brückenjob Spaß, sie beobachtet viel und lernt die Abläufe im Jobcenter besser kennen. Im Oktober 2024 wird sie als Integrationsfachkraft im Team der Personalvermittlung übernommen. Jetzt führt sie selber Beratungen durch, begleitet Menschen aus der Ukraine auf dem Weg zu einem Job. „Ich fühle, dass ich nützlich sein kann für andere Leute. Als Fachangestellte habe ich jetzt noch viel mehr Möglichkeiten zu helfen.” Die Ukrainerinnen und Ukrainer, die zu ihr kommen, fühlen sich laut eigener Aussage bei ihr weniger fremd und sicherer. Nicht nur wegen der Sprache, sondern auch weil sie bei vielen Fragen zur deutschen Bürokratie helfen kann. 

Vor allem durch ihre parallele Arbeit als Dolmetscherin kommt sie viel in Behörden rum und kennt sich aus. Für die Zukunft will sie sich fachlich weiterbilden und ihr Deutsch weiter verbessern, um noch mehr Menschen zu helfen. Inzwischen fühlt sie sich angekommen in Deutschland und in Koslar. In ihrer Freizeit besucht sie das Fitnessstudio in ihrer Nähe, ihr Sohn wohnt und studiert in Stuttgart. „Ich bin generell sehr dankbar, allen Deutschen, dem Team der job-com und auch meinem Chef. Ich bin zufrieden, dass ich diese Möglichkeit hier habe und anderen Leuten Hoffnung und Perspektiven geben kann.” 

"Andere ermutigen"

Eine Sache möchte sie noch allen Menschen mit auf den Weg geben, die ein ähnliches Schicksal wie sie teilen: „Ich hoffe, dass meine Geschichte anderen als Inspiration dient und sie ermutigt, den ersten Schritt zu wagen. Den Weg der Integration zu gehen, ist eine Herausforderung, aber es ist auch eine große Chance, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Mit der richtigen Einstellung, dem nötigen Mut und der Unterstützung von anderen können auch schwierige Zeiten gemeistert werden.”

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