Erläuterungen zur digitalen Bodenbelastungskarte
Böden sind wesentliche Bestandteile von Natur und Landschaft und gehören zu den wichtigsten Lebensgrundlagen. Fruchtbare Böden, die in langen geologischen Zeiträumen entstanden sind, können in wenigen Augenblicken zerstört, verunreinigt oder abgetragen werden. Einmal geschädigter Boden erneuert und erholt sich nur sehr langsam.
Als Lebensgrundlage auch für zukünftige Generationen bedarf der Boden unseres besonderen Schutzes. Dazu ist es notwendig, vorhandene schädliche Belastungen zu ermitteln und geeignete Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen sowie zukünftige schädliche Einwirkungen auf die Böden zu verhindern bzw. zu verringern.
In der Vergangenheit konzentrierte sich der Bodenschutz im Kreis Düren auf punktuelle Bodenverunreinigungen im Bereich von Altlasten oder Schadensfällen. Der flächenhaften Bodenzustand war bislang unbekannt.
Mit Hilfe der digitalen Bodenbelastungskarte für den Kreis Düren sind jetzt Aussagen über den flächenhaften Bodenzustand im Außenbereich des Kreises Düren möglich. Der bebaute Innenbereich ist nicht Gegenstand der Untersuchungen.
Es handelt sich um ein digitales Kartenwerk, in dem die geschätzten Gehalte sogenannter persistenter Schadstoffe (d.h. Schadstoffe, die sich im Laufe der Zeit wegen ihrer geringen Abbaubarkeit im Boden anreichern) im Oberboden naturnah genutzter Böden (Acker, Grünland, Wald) flächenhaft darstellt werden. Zu beachten ist, dass es sich um geschätzte Stoffgehalte handelt, die durch Interpolation zwischen punktuellen Messwerten erzeugt worden sind.
Dargestellt werden die Stoffgehalte von anorganischen Stoffen (Schwermetalle und Arsen) sowie von organischen Stoffen (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, sowie Polychlorierte Biphenyle, kurz PCB) in Abhängigkeit von den Belastungsursachen Ausgangsgestein, Überschwemmungseinfluss und Bodennutzung. Die Auswertungen liefern Hinweise auf ggf. bestehende Überschreitungen der Bodenwerte und zeigen damit einen möglichen weiteren Handlungsbedarf an.
Als Bewertungsmaßstab für die Höhe der Bodenbelastung sind in erster Linie die Vorsorge-, Prüf- und Maßnahmewerte der Bundesbodenschutzverordnung heranzuziehen. Diese sind für verschiedene Nutzungen und Gefährdungspfade (Direktkontakt von Menschen mit Schadstoffen, Schadstoffübergang vom Boden in Nutzpflanzen) festgelegt.
Eine Überschreitung der Vorsorgewerte lässt das Entstehen einer schädlichen Bodenveränderung in Zukunft vermuten. In diesem Fall ist durch geeignete Maßnahmen ein weiterer Schadstoffeintrag in den Boden zu verhindern.
Bei Überschreitung der Prüfwerte besteht der Verdacht einer bereits bestehenden schädlichen Bodenveränderung. In diesem Fall sind weitere Sachverhaltsermittlungen zu Art, Umfang und Auswirkung der Bodenbelastungen durchzuführen. Umgekehrt ist bei einer Unterschreitung der Prüfwerte der Belastungsverdacht ausgeräumt.
Maßnahmewerte sind in der Bundesbodenschutzverordnung nur für wenige Parameter und für bestimmte Nutzungen festgelegt. Wenn Maßnahmewerte überschritten werden, dann sind Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen (z.B. Nutzungsänderungen, Nutzungseinschränkungen) oder in gravierenden Fällen Sicherungs- oder Sanierungsmaßnahmen (Bodenüberdeckung, Bodenaustausch) erforderlich.
Die oberflächennahen Gesteine
Die flachen Bördelandschaften im nördlichen, mittleren und östlichen Kreisgebiet werden geprägt von weitläufigen Lössflächen. Vielerorts treten hier auch die darunter liegenden Sande und Kiese an die Oberfläche, die in den Kaltzeiten des Quartärs durch Flußsysteme abgelagert worden sind. In Geländesenken hat sich abgeschwemmtes Bodenmaterial als sogenanntes Kolluvium abgelagert. Im Bereich der Rur und der Inde sowie des Ellebaches und des Neffelbaches findet man durch Flüsse und Bäche mitgeführtes und dort abgelagertes Gesteinsmaterial.
Im südwestlichen Kreisgebiet im Bereich des Hürtgenwaldes und der Rureifel treten dagegen die Festgesteine des Grundgebirges an die Erdoberfläche. Dort überwiegen als oberflächennahe Gesteine vor allem sogenannte Fließerden. Dabei handelt es sich um Lehm, der durch Verwitterung aus den dort vorhandenen Festgesteinen entstanden ist. Diese meist wasserhaltigen Verwitterungslehme bewegen sich (d.h. fließen) der Schwerkraft folgend hangabwärts. In steilen Geländelagen treten auch die Festgesteine unmittelbar an die Erdoberfläche, z.B. Sand-, Ton- und Schluffsteine im Bereich der Rureifel und des Hürtgenwaldes und rote Sandsteine und Konglomerate im Bereich der Buntsandsteinfelsen westlich von Nideggen.
In den Bachtälern der Rureifel und des Hürtgenwaldes findet man wiederum durch Bäche transportiertes und abgelagertes Gesteinsmaterial.
Ausschlussflächen bei der digitalen Bodenbelastungskarte sind alle Bereiche in denen keine oberflächennahen Gesteine vorhanden sind (Tagebauflächen, Gewässer) sowie Altlastenverdachtsflächen, wo durch anthropogene Einflüsse (Schadstoffeintrag, Bodenumlagerung) keine natürlichen Bodenverhältnisse mehr vorliegen.
Gebiete mit Überschwemmungseinfluss
Die Karte der Überschwemmungsgebiete zeigt die räumliche Ausdehnung Gebieten mit Überschwemmungseinfluß im Bereich der Rur und der Inde (hier noch in Ihrem alten Verlauf), sowie des Ellebaches und des Neffelbaches.
Soweit vorhanden wurden die dargestellten Überschwemmungsbereiche aus den Karten der amtlich festgesetzten Überschwemmungsgebiete übernommen. Ergänzend wurde die Digitale Bodenkarte BK50dig ausgewertet, wobei Bereiche mit grundwassergeprägten Böden in Tallagen ebenfalls als Überschwemmungsbereiche eingestuft worden sind.
Naturnahe Nutzungen
Die Karte der naturnahen Nutzungen zeigt die Verbreitung der bei der Erstellung der digitalen Bodenbelastungskarte relevanten Nutzungen Acker, Grünland und Wald im Außenbereich des Kreises Düren.
Insgesamt umfassen die naturnahen Nutzungen im Außenbereich eine Fläche von 744,2 km², das sind ca. 79 % der Gesamtfläche des Kreises Düren. Dabei dominieren mit 311 km² die landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen im Bereich der Jülicher und Zülpicher Börde.
Eine Besonderheit im Kreis Düren stellen die rekultivierten ehemaligen Tagebauflächen dar. Hier haben sich wieder weitgehend natürliche Bodenverhältnisse eingestellt, weshalb diese Flächen im Rahmen der digitalen Bodenbelastungskarte Berücksichtigung gefunden haben.
Karten der geschätzten Stoffgehalte
Diese Karten zeigen die geschätzten Stoffgehalte für jeden bei der Erstellung der digitalen Bodenkarte berücksichtigten Schadstoffparameter. Geschätzte Stoffgehalte bedeutet, dass es sich nicht um tatsächlich gemessene Werte handelt, sondern dass die flächenhafte Darstellung durch Interpolation von Einzelmesswerten und unter Einbeziehung anderer beeinflussender Faktoren erzeugt worden ist.
Dabei ist eine Übertragung der punktuellen Messwerte von Stoffgehalten in Böden in die Fläche nicht ohne weiteres möglich. So kann es an den Grenzen unterschiedlicher oberflächennaher Gesteine, verschiedener Bodennutzungen oder Gebieten mit und ohne Überschwemmungseinfluss unter Umständen zu deutlichen Sprüngen in den gemessenen Werten kommen. Es darf daher nicht einfach über diese Grenzen hinweg interpoliert werden, sondern es muss vorher durch entsprechende rechnerische Korrekturen an den Eingangsdaten die Interpolierbarkeit hergestellt werden.
Dazu werden Überschwemmungseinflüsse, Bodennutzung und Einfluss der oberflächennahen Gesteine zunächst herausgerechnet. Diese standardisierten Daten werden interpoliert und zum Schluss werden die vorher abgezogenen Einflussgrößen wieder hinzugerechnet.
Vorsorgewert-Vergleich
Vorsorgewerte dienen dem vorsorgenden Bodenschutz. Es handelt sich um niedrige Werte, wie sie etwa in natürlichen, nicht verunreinigten Böden zu erwarten sind. Wenn Schadstoffgehalte im Boden gemessen werden, die die Vorsorgewerte der Bundesbodenschutzverordnung (BBodSchV) überschreiten, ist in der Regel das Entstehen einer schädlichen Bodenveränderung zu vermuten. In Gebieten mit naturbedingt erhöhten Schadstoffgehalten (z.B. natürliche Erzvorkommen) gilt dies nur, wenn eine erhebliche Freisetzung von Schadstoffen oder zusätzliche Einträge nachteilige Auswirkungen auf die Bodenfunktionen erwarten lassen.
Die Karte "Vorsorgewert-Vergleich" wurde erzeugt durch einen Vergleich der Karten der geschätzten Stoffgehalte mit den Vorsorgewerten der Bundesbodenschutzverordnung. Flächen bei denen die Vorsorgewerte für mindestens einen Parameter überschritten werden, sind in der Karte hervorgehoben.
Vorsorgewertüberschreitungen liegen im Kreis Düren vor allem im Bereich von Grünland- und Waldflächen und vereinzelt auf Ackerflächen der Eifel sowie kleinräumig in den Überschwemmungsbereichen der Rur und der Inde vor.
Die Überschreitung der Vorsorgewerte hat keine unmittelbaren Folgen. Jedoch ist in diesen Bereichen zukünftig besonders darauf zu achten, dass es dort nicht zu weiteren Schadstoffeinträgen kommt, aus denen letztendlich schädliche Bodenveränderung oder Altlasten entstehen können.
Vorsorgewerte für Böden nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 des Bundes-Bodenschutzgesetzes
Prüfwert-Vergleich
Im Gegensatz zu den Vorsorgewerten liegen bei einer Überschreitung der Prüfwerte der Bundesbodenschutzverordnung in der Regel bereits Anhaltspunkte dafür vor, dass eine schädliche Bodenveränderung oder Altlast vorliegen kann. Bei Prüfwertüberschreitungen ist die Untere Bodenschutzbehörde daher in der Regel gehalten, unter Berücksichtigung der Bodennutzung eine einzelfallbezogene Prüfung durchzuführen und festzustellen, ob eine schädliche Bodenveränderung oder Altlast vorliegt.
Die Bundesbodenschutzverordnung enthält Prüfwerte für verschiedene Wirkungspfade. Betrachtet wird der Schadstoffübergang von Boden in Nutzpflanzen, vom Boden in das Grundwasser und die Schadstoffaufnahme durch einene direkten Kontakt von Menschen mit dem Boden.
Die Prüfwerte für den Wirkungspfad Boden-Mensch sind nach unterschiedlich sensiblen Nutzungen (Kinderspielflächen, Wohnen, Industrie- und Gewerbeflächen etc.) gestaffelt.
Die Karte "Prüfwert-Vergleich" wurde erzeugt durch Vergleich der Karten der geschätzten Stoffgehalte mit den Grenzwerten der Bundesbodenschutzverordnung für den Gefährdungspfad Boden-Mensch. Flächen in denen die Grenzwerte für mindestens einen Parameter überschritten werden, sind in der Karte farblich hervorgehoben.
Wenn man den Grenzwert für die sensibelste Nutzung (Kinderspielflächen) als Beurtei-lungsmaßstab heranzieht, dann liegen Grenzwertüberschreitungen vor allem im Bereich des Hürtgenwaldes, der Rureifel und im Bereich von Kreuzau vor. Dies ist vor allem auf die dort vorhandene geogenen natürlichen Belastungen durch Vererzungen des Grundgebirges bedingt. Trotz der Prüfwertüberschreitungen besteht auch hier kein unmittelbarer Handlungsbedarf für die Untere Bodenschutzbehörde, da diese sensible Nutzung dort in der Regel nicht vorliegt. Bei der tatsächliche Nutzung (Wald, Forst, Grünland) sind die ermittelten Werte als unbedenklich einzustufen.
Prüfwerte nach der BBodSchV
Maßnahmenwert-Vergleich
Bei Überschreitung des Maßnahmenwertes ist in der Regel von einer schädlichen Bodenveränderung oder Altlast auszugehen. Maßnahmenwerte sind in der Bundesbodenschutzverordnung - abgesehen vom Parameter Cadmium unter Ackernutzung - nur für Grünlandnutzung des Wirkungspfades Boden - Nutzpflanze festgelegt.
Die Auswertekarte Maßnahmenwert-Vergleich wurde erzeugt durch Vergleich der Karten der geschätzten Stoffgehalte mit den Maßnahmenwerten der Bundesbodenschutzverordnung. Flächen in denen die Maßnahmenwerte für mindestens einen Parameter überschritten werden, sind in der Karte farblich hervorgehoben.
Überschreitungen von Maßnahmenwerten sind im Kreis Düren nur in zwei sehr kleinräumigen Bereichen festgestellt worden. Hierfür ist eine weitere Sachverhaltsermittlung durch die Untere Bodenschutzbehörde erforderlich.
Maßnahmewerte der BBodSchV für verschiedene Stoffe und Nutzungen
Beurteilung der Ergebnisse
Zusammenfassend betrachtet ist der Bodenzustand im Kreis Düren im Hinblick auf eine Belastung durch die betrachteten Schadstoff als gut zu bezeichnen. Vor allem die ackerbaulich genutzten Flächen im Bereich der Bördelandschaften weisen nur geringe bis sehr geringe Schadstoffgehalte auf, die im Bereich der landesweit üblichen Hintergrundwerte liegen.
Vorsorge und Prüfwertüberschreitungen für sensible Nutzungen (Kinderspielflächen, Wohngebiete) durch Arsen, Blei und Cadmium findet man vor allem im Bereich der Rureifel und des Hürtgenwaldes, was auf die dortigen Vererzungen des Ausgangsgesteins zurückzuführen ist, sowie in den Überschwemmungsbereichen der Rur und der Inde. Dies ist teilweise auf natürliche, aber auch auf durch den Menschen in der Vergangenheit verursachte Gewässerverunreinigungen zurückzuführen.
Unter Berücksichtigung der tatsächlichen aktuellen Nutzungen ist für die Untere Bodenschutzbehörde derzeit kein Handlungsbedarf gegeben, da die Flächen mit den festgestellten Prüfwertüberschreitungen derzeit überwiegend als Forst bzw. Grünland genutzt werden. Sollten in diesen Bereichen zukünftig höherwertige Nutzungen vorgesehen werden (Wohngebiete, Kinderspielplätze) sind weitere Sachverhaltsermittlungen erforderlich.
Überschreitungen von Maßnahmenwerten liegen nur in wenigen, räumlich eng begrenzten Bereichen vor. Diese Flächen werden von der Unteren Bodenschutzbehörde weiter untersucht um gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen einzuleiten.
Link zur digitalen Bodenbelastungskarte
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